Pokémon Purpur review

Review: Pokémon Purpur [Nintendo Switch]

1. Januar 2023,   
Autor: Kay-Thorben Schuh

Mit Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur erhält die Nintendo Switch bereits die zweite Erweiterung der Pokémon-Hauptreihe nach Pokémon Schwert und Schild. Die Spiele, die seit dem 18. November 2022 erhältlich sind, läuten nicht nur die neunte Generation ein, sie setzen auch erstmals komplett auf eine offene Welt. Schauen wir uns an, was die frei erkundbare Paldea-Region im neuesten Pokémon-Abenteuer zu bieten hat! Kay-Thorben Schuh

Pokémon Purpur

ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.


Der Allerbeste sein – in einer offenen Welt!

Als der letzte große Pokémon-Titel, Legenden: Arceus, für die Nintendo Switch erschien, kamen wir Trainer zum ersten Mal in den Genuss einer offenen, von Pokémon bevölkerten Welt. Obwohl das Spiel nicht frei von Barrieren war, vermittelte es das bis dato größte Gefühl von Freiheit und flüssigem Gameplay beim Fangen von Pokémon. Darauf baut nun die neunte Generation mit Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur auf.

Mit besonders vielen Individualisierungsmöglichkeiten passt man seinen Charakter an, wählt sein Starter-Pokémon aus und macht sich auf den Weg zur renommierten Akademie im Zentrum Paldeas, um ein herausragender Trainer zu werden. Dort treffen wir nicht nur auf die neue offene Welt, sondern auch auf ein mysteriöses Pokémon, das unsere Hilfe zu brauchen scheint …

Pokémon Purpur

Mit einem legendären Partner auf Schatzsuche

In der Akademie angekommen und eingelebt, beginnt für unseren Trainer die große Reise.  Mit der „Schatzsuche“ ist das große Projekt als Schüler der Akademie gestartet und das Vorgeplänkel hat endlich ein Ende. Nun erwartet uns nicht nur die frei erkundbare Welt, sondern auch verschiedene Ziele, an denen wir uns orientieren können.

Da der besagte Schatz, den wir suchen, frei definierbar ist, können wir uns nach Belieben zu den Arenaleitern, den mächtigen Herrscher-Pokémon oder auch zu den Schurken von Team Star begeben. Währenddessen stehen uns nicht nur die Pokémon unseres Teams zur Seite, sondern je nach Version auch das legendäre Pokémon Koraidon oder Miraidon. Das legendäre Pokémon stellt uns seine Fähigkeiten in den Dienst, nachdem uns sein ehemaliger Besitzer, ein mysteriöser Professor, gebeten hat, auf es aufzupassen.

Koraidon und Miraidon werden zu unseren Gefährten zu Lande, Wasser und in der Luft, sobald wir ihre Kräfte entsprechend wiederhergestellt haben. Nichts steht mehr zwischen dem Protagonisten und den Weiten von Paldea … außer den Regeln der Akademie, die es verbieten, sich dem Schlund von Paldea zu nähern – einem gefährlichen Ort, über den nur wenig bekannt ist.

Pokémon Purpur

Geht es mit Pokémon in die richtige Richtung?

Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur setzen das klassische rundenbasierte Kampfsystem der Reihe fort, achten aber darauf, dass die Übergänge zwischen Erkundung und Kampf fließender sind als zuvor. Die Kämpfe finden augenblicklich und in der bereits vorhandenen Umgebung statt, was den Zeitaufwand verringert und das Gameplay weniger repetitiv gestaltet. Das Ganze wird durch ein neues Feature aber noch auf eine andere Ebene gehoben. Erstmals ist es dem Spieler möglich, seine Pokémon selbstständig in den Kampf zu schicken und diesen innerhalb eines Augenblicks automatisch abzuschließen.

Gegen andere Trainer geht das nicht, aber gegen wilde Pokémon ist es eine große Hilfe, vor allem um das Farming in den Spielen zu unterstützen. Denn man muss nicht nur einige Level aufsteigen, wenn man sich früh in anspruchsvolle Gebiete wagt, sondern erhält auch Material von besiegten Pokémon.

Mit diesem kann man TMs herstellen, die Attacken zum Erlernen enthalten, in den neuen Spielen aber leider wieder Verbrauchsgegenstände und nur einmal verwendbar sind. Während es ganz klassisch wieder Arenaleiter und ein Team von bösen Trainern gibt, kommen auch anspruchsvolle Bosskämpfe gegen deren Anführer und die Herrscher-Pokémon hinzu, wie man sie aus der siebten Generation kennt. All dies wird von einigen kreativen Herausforderungen begleitet, die zwar nicht besonders gut umgesetzt sind, aber gerade vor den Arenaleiterkämpfen für Abwechslung sorgen.

Pokémon Purpur

Die Erkundung in der Zwischenzeit ist nicht gerade mit einem Meisterwerk wie The Legend of Zelda: Breath of the Wild zu vergleichen. Oft wirkt die Welt leer, wenn nicht gar tot, und viel zu wenig ausgearbeitet. Die Städte, die man besucht, sind schön groß und weitläufig, aber der Preis dafür ist, dass fast alle Gebäude bedeutungslos sind und die, die eine Bedeutung haben, schwer zu finden sind.

Es war wirklich nicht nötig, die verschiedenen Geschäfte und ihr Inventar so weit zu unterteilen und zu verteilen. Gerade die Suche nach bestimmten, einzelnen Kleidungsstücken und Accessoires für den eigenen Charakter wird so zu einer Schnitzeljagd sondergleichen. Wobei es ohnehin nicht möglich ist, einen ganz eigenen Stil zu kreieren, da unser Trainer gezwungen ist, eine der vier Varianten der Schuluniform zu tragen.

Pokémon Purpur

Außerdem kann das Manövrieren durch die Welt ganz schön anstrengend sein. Manche Stellen werden zu einem Parcours, was den Erkundungsspaß noch weiter schmälert. Wie zuletzt in Pokémon üblich, gibt es auch in den neuesten Spielen wieder eine neue Mechanik, die in den Kämpfen eine große Rolle spielt: die Terakristallisierung. Sie bietet einige interessante strategische Möglichkeiten und auch hübsche Effekte, wirkt aber nicht mehr oder sogar weniger kreativ als die aus der Vorgängergeneration bekannte Dynamaximierung.

Auch sind in diesen Spielen wieder nicht alle Pokémon vertreten, sondern nur ein Bruchteil. Was für viele Fans frustrierend ist, geht laut den Entwicklern damit einher, dass mittlerweile die Marke von 1.000 bekannten Pokémon überschritten wurde. Ein ganz besonderes Feature ist schließlich die Möglichkeit, online nicht nur in Raids gegen andere Trainer aus aller Welt anzutreten, sondern auch im Koop-Modus. Mit bis zu drei Freunden erlebt man in Pokémon Karmesin & Purpur die Welt in Echtzeit, kämpft gegeneinander und hat gemeinsam Spaß.

Pokémon Purpur

Immerhin: Der Soundtrack bleibt grandios!

Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur, die aktuellen Spiele der neuesten Generation, wurden wie gewohnt von Game Freak entwickelt und von Nintendo veröffentlicht. Beide Editionen erschienen für die Nintendo Switch, auf der bereits die achte Pokémon-Generation das Licht der Welt erblickt hat.

Zum ersten Mal mit nur einem Teil aller existierenden Pokémon im Spielinhalt machte sich diese bei vielen Fans einen schlechten Namen. Während der Entwickler Game Freak darauf hinwies, dass dies zugunsten der Qualität von Grafik und Animation geschah, wurden auch diese Aspekte stark kritisiert. Wie diese Spiele wird auch Pokémon Karmesin & Purpur einen kostenpflichtigen DLC erhalten, der im eShop zum ungewöhnlich hohen Preis von 34,99 EUR erworben werden kann. Alle Inhalte sollen bis Ende des Jahres erscheinen.

Pokémon Purpur

Was bereits in Pokémon Schwert & Schild sowie in Pokémon Legenden: Arceus ein vieldiskutiertes Ärgernis war, bleibt auch in Pokémon Karmesin & Purpur: die Grafik. Nicht nur, dass sich die Spieler liebevollere und aufwändigere Animationen zurückwünschen, wie es sie beispielsweise in Pokémon Stadium vor über 20 Jahren gab, auch der Rest der Grafik lässt zu wünschen übrig. Die offene Welt der spanisch inspirierten Region Paldea wirkt nicht nur leer, sondern lässt auch hochwertige Details und Texturen vermissen. Das Schöne an den Spielen waren nicht viel mehr als die Pokémon und schon gar nicht die Natur.

Musikalisch waren Spiele mit Pokémon im Titel schon immer sehr stark, und das wird auch so bleiben. Ob in Städten, bei Kämpfen oder in anderen Situationen, der Soundtrack macht Spaß und unterstützt die Stimmung. Vor allem in den Kämpfen fallen jedoch stilistische Veränderungen auf. Die Musik wurde so angepasst, dass auch sie einen fließenden Übergang von innerhalb und außerhalb der Kämpfe hat. In diesem Zusammenhang hätte man sich gewünscht, dass die Musik bei den Kämpfen mit wilden Pokémon noch stärker hervortritt.

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Fazit

Die Veröffentlichung von Pokémon Karmesin und Pokémon Purpur erschien auf den ersten Blick verfrüht, und das zu Recht. Während die Spiele vor allem im Bereich des Gameplays Innovationen und Verbesserungen bieten, hat die offene Welt der Grafik nicht gut getan. Da die Erkundung der Region Paldea ohnehin kein besonderes Erlebnis darstellt, war diese Einschränkung nicht notwendig. Das Spiel sieht an vielen Stellen nicht gut aus, was trotz eines weiteren Rückschritts auch schon über die Vorgänger gesagt wurde.

Die offene Welt ist insgesamt misslungen und lässt die klassischen Pokémon-Spiele mit linearem Spielverlauf deutlich vermissen. Immerhin ist die Handlung sehr interessant und passt sich der Freiheit der neuen Spiele an. Auch das Thema mit der Akademie, die man auf dem Weg zum Champion erst durchlaufen muss, gefällt sehr gut. Dass man zum Beispiel auch Vorlesungen besuchen und in der Bibliothek lesen kann, ist innovativ und interessant. Mehr Action bietet allerdings das Bereisen der Region, was auch sehr herausfordernd sein kann, sofern wenig Zeit für das Training in den einzelnen Bereichen vorhanden ist.

Kurzfazit

Pokémon Karmesin & Purpur ist ein Spiel, das nicht an Innovation mangelt und das Gameplay ist fortschrittlich, doch letztendlich sind die Spiele ein Symbol dafür, dass Pokémon sich unbefriedigend und ohne die Hingabe entwickelt, die man diesem legendären Franchise widmen sollte.

Bilder: ©2022 Pokémon. ©1995–2022 Nintendo / Creatures Inc. / GAME FREAK inc.

Pro

  • Innovative Story
  • Flüssigeres Gameplay
  • Charakter- & Pokémon-Designs

Contra

  • Missratene Open World
  • Erkundung anstrengend
  • Grafisch ein Tiefpunkt
6.5
10
Story/Umfang:
Gameplay:
Grafik:
Soundtrack:
Themen:
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