Vom 4. bis 6. August 2023 war es wieder soweit. Das Zentrum für alles, was mit Anime zu tun hat, lag im Süden Deutschlands, genauer gesagt in Mannheim. Die AnimagiC 2023 wartete auch in diesem Jahr wieder mit vielen hochkarätigen Gästen aus Japan und einem prall gefüllten Rahmenprogramm auf. Ich war sowohl am Samstag als auch am Sonntag vor Ort und hier sind meine Eindrücke vom größten aller Anime-Events in Deutschland in diesem Jahr. Pascal Walther
Musik, Musik und nochmal Musik
Das Rahmenprogramm der AnimagiC bot auch in diesem Jahr wieder jede Menge Gäste aus Japan, Deutschland und dem Rest der Welt. Gerade dieser Punkt hat die AnimagiC schon immer von anderen Anime-Conventions hierzulande abgehoben, die damit nicht annähernd mithalten können. In diesem Jahr mussten die Veranstalter jedoch einen nicht unerheblichen Rückschlag hinnehmen. Das Studio MAPPA sagte seine Teilnahme komplett ab, was eine Lücke in das Programm riss. Trotz dieser Absage war das Programm dicht gedrängt, mit den üblichen Überschneidungen, die sich nicht vermeiden lassen.
Allerdings fiel mir sofort auf, dass der Fokus in diesem Jahr sehr stark auf den musikalischen Gästen aus Japan zu liegen schien. Zunächst dachte ich mir nichts Böses dabei, hatte ich doch im letzten Jahr die Konzerte von ReoNa und ASCA sehr genossen. Allerdings musste ich mich bei der Fülle an Music-Acts doch fragen, warum die Veranstalter nicht z.B. ein separates „AnimagiC Music Festival“ organisiert hatten.
Hier hätten die Künstler auch mehr Zeit gehabt als nur 45 Minuten, was für meinen Geschmack doch etwas kurz ist. Denn die vielen Music-Acts nahmen gefühlt anderen Gästen bzw. Panels den Platz weg, da für die Musiker nur der Mozartsaal in Frage kam. Diese simple Tatsache bedeutete, dass keines der Anime-Panels in diesem Jahr im Mozartsaal stattfinden konnte.
Natürlich war die Stimmung im Saal bei den Konzerten, die ich besucht habe, trotzdem immer sehr positiv. Obwohl die einzelnen Künstler meist nur 45 Minuten auftraten, tat dies der Wirkung keinen Abbruch. Teilweise hatte ich sogar das Gefühl, ein Konzert in Japan zu besuchen. Besonders beim Konzert von Kashitaro Ito ließ sich die Menge immer wieder von seiner kraftvollen Stimme mitreißen. Da mag es auch geholfen haben, dass er sogar ein altes deutsches Kinderlied singen konnte.
Trotz des etwas bitteren Nachgeschmacks habe ich die besuchten Konzerte sehr genossen. Besonders die wie immer gefühlvolle ReoNa und der stimmlich einfach überwältigende Kashitaro Ito.
Von Regen- und Menschenmassen
Das Wetter meinte es in diesem Jahr überraschend „gut“ mit den Besuchern der AnimagiC. Wo sonst brütende Sommerhitze und Trockenheit vorherrschen, herrschte in diesem Jahr ein etwas verfrühter Herbst. Für die wartenden Besucher war das sicher ein Segen, zumindest bis der strömende Regen später am Tag einsetzte. Ich hatte das Privileg, als Pressevertreter von Anfang an den vorderen Eingang nutzen zu können. Die regulären Besucher mussten dagegen mit dem üblichen Schlangestehen am Eingang rechnen.
Ich kann nicht behaupten, alles gesehen zu haben, da ich sehr schnell im Gebäude war. Aber was ich sah, war wie jedes Jahr, kurz gesagt, ein mehr oder weniger geordnetes Chaos. Natürlich gab es keine Panik oder ähnliches. Aber wie jedes Jahr, als ich die endlos erscheinenden Schlangen vor den beiden Eingängen sah, dachte ich mir, dass es doch geordneter zugehen müsste.
Drinnen verteilen sich die Massen meist recht gut, aber ich persönlich fand es am Samstag stellenweise doch sehr voll. Teilweise kam ich nur mit Ellenbogeneinsatz voran, was aber zum Glück die Ausnahme blieb. Besonders vor den Eingängen zum Mozartsaal war allerdings immer eine meist große Ansammlung von Besuchern, was das Durchkommen zu den Zeiten, in denen der Saal gefüllt bzw. geleert wurde, nicht gerade einfach machte.
Am Sonntag war es, abgesehen von den Menschenmassen vor dem Mozartsaal, besser. Ich muss aber auch sagen, dass ich nie das Gefühl hatte, dass es zu eng war, da sich die Menschen dank der Größe des Rosengartens gerade noch verteilen konnten. Wobei es an sich von Vorteil wäre, wenn die Durchgänge an manchen Stellen etwas breiter wären. Aber das ist bei der Dichte der Stände nicht so einfach.
Alte und neue Probleme
Wie in den vergangenen Jahren hatte die AnimagiC auch 2023 wieder mit einigen Problemen zu kämpfen. Zwar ist keines davon so gravierend, dass ich generell von einem Besuch abraten würde, aber ihr kontinuierliches Auftreten über die Jahre ist doch nicht zu vernachlässigen. Wie bereits erwähnt, ist der Einlass meines Erachtens nach wie vor nicht optimal geregelt.
Man verlässt sich darauf, dass sich die Leute gesittet anstellen und die Helfer am Einlass mit den Massen zurechtkommen. Die Erfahrung zeigt aber, dass das nicht immer reibungslos funktioniert. Der Einlass ist zwar kein ungeregeltes Chaos, aber auch alles andere als perfekt. Es bräuchte nicht viel, um zumindest eine kleine Verbesserung herbeizuführen. Zum Beispiel Absperrbänder, die die Richtung der Schlangen vorgeben, eine bessere Trennung/Beschilderung zwischen der Einlassschlange und der Schlange zum Abholen der Bänder, vor allem am Anfang.
Ganz wichtig wäre auch der Einsatz von professionellen Ordnern, die den Helfern zumindest unterstützend zur Seite stehen, denn man merkt den Helfern letztendlich an, dass sie keine Profis sind. Damit will ich natürlich nicht sagen, dass die vielen ehrenamtlichen Helfer einen schlechten Job machen. Aber mit professioneller Hilfe wäre ihnen sicher gut gedient.
Innerhalb des Rosengartens hat die neue Einlassregelung für den Mozartsaal teilweise zu Problemen geführt. Im Vergleich zu früheren Jahren konnte man plötzlich nicht mehr an jedem Eingang ein- und ausgehen. Es wurde plötzlich nach Saalseiten getrennt geregelt, d.h. auf einer Seite nur Ausgang und umgekehrt. Das wurde meines Wissens im Vorfeld nicht kommuniziert, was teilweise zu Unmut bei den Besuchern führte.
Dieses Zusammentreffen von alten und neuen Problemen hinterließ bei mir zwar einen leicht bitteren Nachgeschmack, der aber nicht so stark war, dass er meinen Gesamteindruck trübte.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die AnimagiC 2023 in Mannheim trotz alter und neuer Defizite auch in diesem Jahr eine positive Erfahrung war. Der Fokus der Veranstaltung lag, wie schon im letzten Jahr, eindeutig auf den vielen Music-Acts, wodurch andere Programmpunkte etwas zu kurz kamen. Trotzdem waren die einzelnen Auftritte der Künstler trotz ihrer Kürze immer ein Genuss.
Das Chaos beim Einlass konnte ich dieses Jahr weniger beobachten, da ich den Presseeingang nutzen konnte, aber es erschien mir vergleichbar mit den Vorjahren. Ich habe immer noch die leise Hoffnung, dass der Einlass eines Tages etwas professioneller geregelt wird. Auch die Kontrolle der Menschenmassen im Inneren, die mir zumindest am Samstag mehr als ungewohnt vorkam, ist an sich noch verbesserungswürdig.
Alles in allem ist mein Verdikt aber eindeutig: Als Anime-Fan kann man es sich einfach nicht leisten, die AnimagiC zu verpassen. Das galt auch in diesem Jahr: Nirgendwo sonst in Deutschland sind so viele japanische Größen an einem Ort versammelt. Allein deshalb sucht diese Convention unter den vielen Anime-Conventions hierzulande immer noch ihresgleichen. Sie ist also trotz aller Kritikpunkte immer einen Besuch wert.
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