Am Wochenende vom 28. bis zum 30. April 2023 wurde das Klostergelände in Fürstenfeldbruck erneut von Cosplayern und Liebhabern der (japanischen) Pop-Kultur belebt. Zum 13. Mal fand die aniMUC statt, die größte Anime- und Manga-Convention im süddeutschen Raum. Das diesjährige Thema der aniMUC drehte sich rund um das Konzept von Cafés, wobei besonderes Augenmerk auf Maid-Cafés gelegt wurde, was zu einer besonderen Atmosphäre und einzigartigen Veranstaltungen auf der Convention beitrug. Neben Ehrengästen aus aller Welt, einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, Workshops, Panels und Wettbewerben konnten sich Besucher über teilweise strahlenden Sonnenschein freuen.
Ausverkaufte aniMUC lockt tausende Besucher
Über 7.000 Liebhaber strömten während des gesamten Wochenendes zur diesjährigen aniMUC, sodass die Convention wie in den Jahren zuvor restlos ausverkauft war. Zusätzlich gab es noch Besucher ohne Contickets, die sich außerhalb des abgesperrten Geländes umschauten. Wie bereits im letzten Jahr war das Gelände umzäunt und die Contickets personalisiert. Dadurch mussten sich die Besucher jeweils beim Betreten und Verlassen des Geländes ein- und auschecken, was natürlich für die aniMUC einen zusätzlichen Aufwand bedeutete. Dennoch konnte das gesamte Team trotz dieser Umstände einen reibungslosen Ablauf gewährleisten.
Wie üblich fiel das Angebot an Showacts, Workshops und Panels am Freitag noch überschaubar aus. Aufgrund des unbeständigen Wetters drängten sich viele Besucher in die ersten Seminarräume, die Tenne oder den Stadtsaal, wo nach den ersten Acts die obligatorische Eröffnungsveranstaltung stattfand. Auch dieses Jahr moderierten die „Rainbow Riders“ auf der großen Bühne über das gesamte Wochenende. Während der Eröffnungsveranstaltung wurden einerseits die Programmpunkte der drei Tage näher erläutert und andererseits alle Ehrengäste, wie Künstlerin Inna Vjuzhanina oder Cosplayerin Sweet Angel (miciaglo), vorgestellt. Im Anschluss daran fand der Cosplay Catwalk statt, gefolgt vom ersten aniMUC poetrySLAM am späteren Abend – eine Veranstaltung, bei der Poeten ihre Werke vor Publikum präsentieren konnten. Im kleinen Saal gab es statt des gewohnten Cosplayballs erstmals die aniMUC-Disco mit einem stimmungsvollen Nachtcafé.
Sonnenschein, Stromausfall und Musik aus Japan
Am zweiten Tag der Convention schien die Sonne und das Wetter war ideal, um eine Picknickdecke auf der großen Wiese auszubreiten. Darüber hinaus war das Programm mit Showacts, Workshops und Wettbewerben gefüllt – es wurde für jeden Geschmack etwas geboten. Leider kam es vormittags zu einem weitgehenden Stromausfall, weshalb im Stadtsaal vorübergehend ohne Technik improvisiert werden musste. Leider schien das Corona-Virus auch dieses Jahr keine Gnade zu zeigen, wodurch unter anderem die Premiere der Berliner Musicalgruppe Serenata ausfallen musste. Dennoch erfreuten viele weitere Showacts, wie die von Flying Sushi Theatre, Daremo Shujinkoo oder der Band TANUKI das Publikum. Im Workshop-Bereich gab es ebenfalls eine vielfältige Auswahl, wie zum Beispiel einen Synchronworkshop für alle, die einen Blick hinter die Kulissen werfen wollten.
Auch am dritten und letzten Tag konnten Besucher neben dem herrlichen Wetter im Freien auch verschiedene Angebote genießen. Am Vormittag sorgte die aus Japan angereiste Band THE TOMBOYS mit Coversongs und Eigenkompositionen für Stimmung unter den deutschen Fans. Doch der Sonntag neigte sich schnell dem Ende zu, und während der Abschlussveranstaltung wurden die letzten Gewinner aller Wettbewerbe sowie das Datum der aniMUC 2024 (5. bis 7. April 2024) bekanntgegeben. Zusätzlich wurde verkündet, dass der Landesentscheid des European Cosplay Gathering ab dem kommenden Jahr auf der Connichi ausgetragen wird.
Historische Kulissen: Fotografie in der Juristischen Bibliothek
Abseits des aniMUC-Geländes auf dem Klosterareal in Fürstenfeldbruck bot sich Cosplayern und Fotografen eine einmalige Gelegenheit, eine historische Kulisse zu nutzen: In Zusammenarbeit mit der Münchner Stadtbibliothek durfte eine begrenzte Anzahl von Teilnehmern ihre Fotos in der beeindruckenden Juristischen Bibliothek im Rathaus inszenieren.
Leider war die Klosterkirche, die über Jahre hinweg als perfektes Fotomotiv für viele Besucher diente, aufgrund von Sanierungsarbeiten durch ein Gerüst verdeckt. Die Veranstalter reagierten jedoch flexibel und sicherten den Barockgarten der Klosterkirche, der normalerweise nur zwischen Mai und Oktober geöffnet ist, als exklusive Kulisse. Dadurch bot sich Cosplayern und Fotografen eine ansprechende Alternative. Zudem gab es wieder einen Gamesroom, einen Karaokeraum und das Matsuri im Außenbereich, die für zusätzliche Unterhaltung sorgten.
DIE PERSÖNLICHEN MEINUNGEN DER MITGEREISTEN REDAKTEURE:
Patricks Meinung:
Die aniMUC 2023 war erneut fabelhaft und trotz des erhöhten Aufwandes durch das umzäunte Gelände und personalisierte Tickets gut organisiert. Das Angebot an Veranstaltungen, Workshops und Panels war abwechslungsreich, jedoch fehlten insbesondere am Freitag und Sonntag wirklich ausgefallene Programmpunkte. Leider war auch die geringe Anzahl japanischer Ehrengäste enttäuschend. Darüber hinaus wirkte sich die zeitliche Überschneidung mit der Manga-Comic-Con negativ auf die Händlerpräsenz aus, sodass namhafte Anime-Labels und Manga-Verlage auf der aniMUC fehlten. Dies wirft alarmierend Fragen bezüglich der Priorisierung der größten Convention im süddeutschen Raum auf. Zudem war an regnerischen Tagen der begrenzte Platz in der Tenne spürbar, wenn eine unbegrenzte Anzahl von Besuchern hineingehen durfte. Dennoch bot das Café in der Tenne eine angenehme Abwechslung und dürfte künftig weiterhin vertreten sein. Insgesamt war die aniMUC 2023 ein gelungenes Event für Fans der (japanischen) Pop-Kultur, obwohl es einige Verbesserungsmöglichkeiten gibt.
Kays Meinung:
Die aniMUC 2023 hatte verschiedene Facetten, sowohl gute als auch eher schlechtere. Die Abtei Fürstenfeldbruck ist zweifellos eine wunderschöne Kulisse, vor der auch so manches Cosplay toll in Szene gesetzt werden kann – zumindest, wenn das Wetter mitspielt, was dieses Jahr nicht durchgehend der Fall war. Allerdings ist das Wetter nicht planbar und kann den Veranstaltern somit nicht negativ angerechnet werden. Was allerdings planbar gewesen wäre, ist der Zeitpunkt der Convention selbst. Die Überschneidung mit der MCC in Leipzig war bestenfalls ungeschickt, da dadurch jegliche Art von großem Publisher fehlte, was dem Verkaufsareal keinen Gefallen tat. Ich selbst kam und ging, ohne irgendetwas zu kaufen. Alles in allem ist die aniMUC eine Convention mit viel Potenzial aufgrund der Location, das jedoch noch nicht in vollem Maße ausgeschöpft wird. Deswegen kann sie noch nicht mit anderen Conventions wie z. B. der AnimagiC mithalten. Mehr japanische Ehrengäste und die Anwesenheit hiesiger Publisher könnten hier Abhilfe schaffen.
Johns Meinung:
Die aniMUC 2023 war trotz einiger unerwarteter Komplikationen überraschend gelungen und bot ein großartiges Event. Bei gutem Wetter kehrte das typische aniMUC-Feeling zurück und viele Besucher genossen die Tage. Die Idee und Umsetzung des Maid Cafés haben mich begeistert. Mein persönliches Highlight war die Cover-Band TANUKI, die am Samstagabend eine herausragende Show ablieferten. Was mich jedoch in den letzten Jahren und auch dieses Jahr wieder störte, war die Abgrenzung des Geländes und die damit verbundenen Ticketkontrollen, die durch Internetprobleme erschwert wurden. Kritisch sehe ich auch die Verlegung des Bring & Buy von der Tenne in den Raum über dem Gamesroom. Dort reichte der Platz bei Weitem nicht aus, was ein Sicherheitsrisiko in den überfüllten Gängen darstellte und man oft mehr als eine Stunde anstehen musste. Ich hoffe, diese Entscheidung wird noch einmal überdacht. Ebenso wünsche ich mir, dass in Zukunft Tiere und Kleinkinder unter fünf Jahren nicht zum Event zugelassen werden. Es gab Fälle, in denen Mütter mit ihren ein- bis zweijährigen Kindern in den Stadtsaal gelassen wurden, die dann aufgrund der hohen Lautstärke des Bühnenprogramms zu weinen anfingen. Auch wurden Hunde gesichtet, die in den Menschenmengen fast überrannt wurden. Leider reagierte das Personal der Con auf entsprechende Hinweise nicht.
Wir bedanken uns bei der aniMUC für die Bereitstellung der Pressetickets und die Versorgung an diesen Tagen. 🙂
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