„So lasse dein Licht erstrahlen, El Ragna“ – dieser eine Satz aus der „Ewigen Geschichte“, gesungen von der titelgebenden Protagonistin Ange, hat eine große Bedeutung für die Story von Cross Ange: Rondo of Angel and Dragon. Seit dem 23. Februar 2023 veröffentlicht Anime House die Serie des Studio SUNRISE aus dem Jahre 2014 in insgesamt zwei Volumes à je zwei Discs mit 12 bzw. 13 Episoden. Das erste Volume des etwas anderen Mecha-Anime konnte ich mir nun ansehen. Pascal Walther
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Vom Wert eines Menschen
Auf der ganzen Welt leben die Menschen in Frieden und Glückseligkeit, dank der Gnade des sogenannten Manalichts. Auch die Bürger des Misurugi Kaiserreiches genießen ihr Leben in vollen Zügen. Das Einzige, was dieser vermeintlich perfekten Gesellschaft schaden kann, sind die sogenannten Norma. Dabei handelt es sich um Individuen (ausschließlich weibliche), die nicht in der Lage sind, Mana einzusetzen und sogar katastrophale Auswirkungen bei Kontakt damit haben. Aus diesem Grund gelten Norma als eine extreme Gefahr für die Gesellschaft und werden als kriminelle Monster betrachtet.
Angelise Ikaruga Misurugi, die erste Kronprinzessin des Misurugi Kaiserreichs, teilt diese Meinung. Sie führt das typische behütete Leben einer Prinzessin, inklusive persönlicher Dienerin, die fast alles für sie übernimmt. Angelise wird von der Bevölkerung vergöttert und von ihren Mitschülerinnen geliebt. Mit ihrer bevorstehenden Taufe am Tag ihres 16. Geburtstages steht ihr eine strahlende Zukunft im Kaiserreich bevor. Doch das Schicksal hat andere Pläne: Sie wird vor aller Augen als Norma entlarvt!
Von einem Moment auf den anderen verliert Angelise alles. Von Familie und Volk verraten und verhasst, wird sie auf die entlegene Insel Arzenal verbannt. Dort wird ihr auch noch die letzte verbliebene Identität genommen: Von nun an soll sie den Namen Ange tragen. Fortan ist sie das geworden, was sie am meisten verabscheute – eine Norma, ein Wesen, die sie noch vor kurzem als geringer als Tiere betrachtete. Dennoch lässt Ange sich trotz aller Demütigungen nicht so leicht unterkriegen und hält an ihrem alten Selbst fest.
Kampf gegen DRAGONs und die Suche nach der Wahrheit
Allerdings ist das nicht so einfach, denn von ihr und den anderen Norma auf Arzenal wird erwartet, dass sie gegen die sogenannten DRAGONs (Dimensional Rift Attuned Gargantuan Organic Neotype) kämpfen. Dabei handelt es sich um grauenhafte, drachenähnliche Wesen, die aus einem Spalt im Raum erscheinen. Die Norma stellen die einzige und letzte Verteidigungslinie gegen sie dar. Sie kämpfen in Mechas, die man Ragna-mail nennt, gegen die DRAGONs. Widerwillig nimmt Ange am Kampf teil, doch schon ihre erste Mission endet in einer Tragödie, wodurch ihr Ansehen bei ihren Teamkolleginnen nicht gesteigert wird.
Doch das ist nur der Beginn der Odyssee für die ehemalige Prinzessin Angelise. Sie muss lernen, sich mit ihrer Situation abzufinden und mit den anderen Mädchen zurechtzukommen. Im Laufe der Zeit wird immer klarer, dass mehr hinter den DRAGONs steckt, als auf den ersten Blick erkennbar ist. Ange kommt somit der Wahrheit über die Welt des Manalichts immer näher.
Bild und Animation
Basierend auf dem gleichnamigen Manga von Kenjirō Takeshita entstand die 25-teilige Anime-Serie im Studio Sunrise unter der Regie von Yoshiharu Ashino. Das Drehbuch verfasste Tatsuto Higuchi. Die Ausstrahlung des Mecha-Anime erfolgte zwischen Oktober 2014 und März 2015 im japanischen Fernsehen. Anime House sicherte sich die Lizenz an Cross Ange und veröffentlichte diese mit deutscher und japanischer Sprachausgabe auf DVD und Blu-ray.
Cross Ange kann durchwegs mit guter bis überdurchschnittlicher Animation punkten. Mir ist zugegebenermaßen schon länger kein Anime mehr untergekommen, bei dem ich regelrecht nach negativen Punkten suchen musste. Die handelnden Charaktere sind allesamt gut animiert und auch bei schnellen Bewegungen von hoher Qualität. Ein besonders hervorzuhebender Punkt sind die Kampfsequenzen mit den Ragna Mails. Die Mecha-Einheiten selbst, sowie ihre Bewegungen, sind äußerst gut animiert und die Choreografie der Kämpfe überzeugen. Was die DRAGONs betrifft, so wirken sie, obwohl es viele desselben Typs in einem Kampf gibt, nicht wie billige CGI-Kopien. Generell fiel mir auf, dass die Qualität des CGI für einen Anime aus dem Jahre 2014 besser ist als bei vielen aktuellen Anime.
In Bezug auf die angesprochenen negativen Punkte gibt es lediglich zwei Aspekte. Einerseits wirkt es für mich etwas befremdlich, dass bei nackten Charaktere die Brustwarzen fehlen, obwohl sie nicht durch Dampf oder Licht verdeckt sind. Eigentlich ist das nicht weiter essenziell, da der Anime nicht nur von Ecchi-Elementen lebt oder diese den Kern der Handlung darstellen.
Jedoch fällt das aufgrund der ansonsten hohen Animationsqualität auf. Zweitens wirken manche Frames etwas simpel inszeniert, doch dies dürfte dem normalen Zuschauer kaum auffallen. Insgesamt verfügt Cross Ange über eine hochwertige Animation, die mit detailliert gestalteten Charakteren und gut choreografierten Kampfszenen aufwarten kann.
Deutsche Umsetzung und Musik
Die deutsche Synchronisation von Cross Ange: Rondo of Angel and Dragon wurde im Studio HNYWOOD in Heilbronn unter der Dialogregie von Markus Lange realisiert, der auch das Dialogbuch verfasste. Insgesamt gibt es 21 Sprechrollen.
Generell hat die Synchronisation eine ganz gute Qualität, von einigen Ausrutschern wie zum Beispiel der Stimme eines Kommentators in Episode 1 mal abgesehen. Positiv hervorzuheben ist beispielsweise die Leistung von Nicole Silbermann als Momoka, die das Wesen des Originals gut wiedergibt. Janina Dietz als Angelise/Ange liefert ebenfalls eine gute Leistung, jedoch fehlt ihr diese gewisse Differenz in der Stimme zwischen Angelise und Ange, die Nana Mizuki im Original besitzt.
Beim deutschen Dialogbuch wurden meinen Geschmack nach zu viele Freiheiten erlaubt. Teilweise entspricht die Synchronisation nicht einmal annähernd dem japanischen Original, was für mich so nicht haltbar ist. Besonders gravierend sind Momente, in denen im Original nur kurz etwas gesagt wird, während auf Deutsch etwas völlig anderes wiederzugeben wird.
An sich ist das nicht zwangsläufig schlecht, allerdings entspricht es nicht dem Prinzip einer originalgetreuen Adaption. Bei aktivierten Untertiteln, die im Übrigen eine sehr gute Übersetzung des Japanischen bieten, bemerkt man schnell die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen. Natürlich ist eine 1:1 Wiedergabe aus dem Japanischen unmöglich, aber künstlerische Freiheit bei Dialogbüchern sollte meiner Meinung nach auch gewisse Grenzen haben.
Die Musik, komponiert von Akiko Shikata, ist in meinen Augen ein absoluter Hochgenuss. Dies ist besonders wichtig, da die Musik, genauer die sogenannte „Ewige Geschichte“, eine sehr wichtige Rolle in der Handlung spielt. Ebenso fügen sich die anderen gesungenen Lieder sowie die instrumentalen Stücke sehr gut in die Story ein und geben ihr mehr Ausdruckskraft.
Fazit
Alles in allem ist Cross Ange ein wirklich gelungener Anime, der es geschafft hat, mich von der ersten Sekunde an zu begeistern und mich wünschen lässt, ich hätte ihn schon zur Zeit seiner Erstausstrahlung gekannt. Die Handlung ist tiefgründiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag, und regte mich auch zum Nachdenken an. Ebenso sind die Charaktere so gut ausgearbeitet, dass man während der Ereignisse mit ihnen mitfühlt.
Die musikalische Untermalung, besonders die „Ewige Geschichte“, hinterlässt einen bleibenden Eindruck und ergänzt so perfekt die emotionale und dramatische Handlung. Die Animation ist durchwegs überdurchschnittlich und vermag es auch in schnelleren Szenen flüssig und hochwertig zu bleiben. Was die deutsche Synchronisation betrifft, so ist diese an sich, abgesehen von einzelnen Ausnahmen, gut gelungen. Jedoch wurde das Dialogbuch etwas zu frei adaptiert, sodass teils nicht viel vom japanischen Original übrig bleibt. Das trübt leider den Gesamteindruck der deutschen Fassung. Abschließend kann ich sagen, dass Cross Ange ein wahrhaft unterhaltsamer und qualitativ hochwertiger Anime ist, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.
Kurzfazit
Cross Ange ist ein Anime für alle Fans von komplexen Geschichten, aber auch Fans des Mecha-Genres kommen auf ihre Kosten. Allerdings ist die Serie nichts für schwache Nerven.
Bilder: © SUNRISE / PROJECT ANGE
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