Der Graf ist zurück! Die storytechnisch wie bildlich originelle und überaus eigene Adaption des bekannten Alexandre Dumas‘ Romans geht in die nächste und auch letzte Runde. KSM Anime setzt die deutsche Veröffentlichung mit Volume 2 und 3 von Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô fort. Diese kamen jeweils am 16. September bzw. am 21. Oktober 2021 in den Handel. Und der Graf sinnt weiterhin auf Rache … Lisa Murauer
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Gankutsuô
Wir schreiben das Jahr 5053: Der junge Adlige Albert de Morcerf soll schon bald mit Eugenie verheiratet werden – egal ob Albert dies will oder nicht. Doch eigentlich sehnt er sich statt einer Hochzeit nur nach Abwechslung. Deswegen bricht er gemeinsam mit seinem besten Freund Franz d’Epinay zur Weltraumstadt Luna auf, in der Hoffnung, seinem tristen Leben zu entkommen. Wie gefährlich Wünsche sein können, wenn sie Wirklichkeit werden, muss Albert bald am eigenen Leib erfahren, als er auf den rätselhaften Grafen von Monte Christo trifft. Eine Begegnung, die nicht nur Alberts Leben verändern soll.
Albert lädt den Grafen nach Paris ein, damit dieser dort in den französischen Adel eingeführt werden kann. Was Albert nicht weiß, ist, dass der Graf nur auf diese Möglichkeit gewartet hat. Denn der Graf hat noch eine Rechnung mit einigen der einflussreichsten Menschen in Paris offen – unter diesen befinden sich ebenfalls Alberts Eltern. Der Graf hat dank diesen nämlich alles verloren. In seiner Verzweiflung hat er sich nun einer rätselhaften Macht hingegeben, die ihn zu verzehren droht: Dem sogenannten Gankutsuô.
Ein Duell auf Leben und Tod
Vor vielen Jahren wurde der junge Edmond Dantès aufgrund der Taten mehrerer Männer hintergangen und zu Unrecht ins Exil in die Weiten des Weltraums verbannt. Egal wie sehr es ihn dort nach dem Tod verlangte, selbst dieser wurde ihm verwehrt. Nur ein übermenschliches Wesen bot ihm einen zum hohen Preis angesetzten Ausweg. Inzwischen ist Dantès als der Graf von Monte Christo zurückgekehrt und nichts scheint vor seinem Rachefeldzug sicher zu sein. Seine Rache brennt wie ein Feuer, das alles zu verzehren droht. Kann es doch noch einen Ausweg für Albert geben?
Doch Albert hat zusätzlich mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Denn als er hinter das Geheimnis seiner Familie kommt, bricht seine Welt zusammen. Er will die Wahrheit nicht akzeptieren und fühlt sich von dem Grafen, den er für seinen engsten Vertrauten gehalten hat, betrogen und verraten. Für Albert gibt es nur einen Ausweg: Er fordert den Grafen kurzerhand zu einem Duell heraus. Eine Einladung, die der Graf ohne zu zögern annimmt. Weder der Graf noch Albert lassen sich von ihrem Vorhaben abhalten und es läuft auf einen Showdown hinaus, den einer von beiden nicht überleben soll. Und doch kommt alles ganz anders als erwartet …
Bild und Animation
Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô wurde erstmals von 2004 bis 2005 in Japan ausgestrahlt und entstand unter der Regie von Mahiro Maeda im Studio Gonzo (u. a. Hellsing, Strike Witches). Die Serie besteht aus insgesamt 24 Episoden, die hierzulande von KSM Anime auf insgesamt drei Volumes veröffentlicht wurden. Seit dem 21. Oktober 2021 ist die Disc-Veröffentlichung abgeschlossen.
Die Anime-Serie bleibt ihrer Linie treu, was bedeutet, dass nach wie vor natürlich die ungewöhnliche Animation sofort ins Auge fällt. Die spezielle Verwendung von unbewegten Mustern bleibt gewöhnungsbedürftig, aber man muss ihr auch eine Originalität zugestehen. Zwar ist die Handlung in der Zukunft angesiedelt, doch erinnert die Atmosphäre oftmals mehr an die Erzählzeit des Romans. Zwischendurch kann man sogar manchmal fast vergessen, dass die Geschehnisse im Jahre 5053 spielen – bis wieder Raumschiffe und neuartige Technologien in die Story eingewoben werden. Der Kontrast zwischen diesen unterschiedlichen Ästhetiken funktioniert aber sehr gut, selbst wenn die CGI-animierten Mecha-Kampfszenen etwas steif wirken.
Generell ist die Animation aber durchwegs auf einem sehr ansehnlichen Niveau. Vor allem das Charakterdesign von Hidenori Matsubara ist vollends gelungen. Die Figuren sind distinktiv und sogar Verwandtschaftsbeziehungen unter ihnen sind erkennbar.
Deutsche Umsetzung und Musik
Für die deutsche Umsetzung wurde die Synchronfirma DMT – Digital Media Technologie GmbH in Hamburg beauftragt. Sowohl für das Dialogbuch als auch für die Dialogregie ist Yannik Raiss verantwortlich. Erneut kann ich es kurz auf den Punkt bringen, denn die Übersetzung und die Synchronisation selbst sind absolut top.
Alle Figuren wurden passend besetzt und gut vertont, insbesondere Torsten Münchow als der Graf von Monte Christo ist hier besonders hervorzuheben und überzeugt in all seinen Szenen. Zusätzlich zur deutschen Fassung ist selbstverständlich ebenso die japanische Originalversion mit deutschen Untertiteln auf der Disc enthalten, für all jene, welche die Serie lieber auf Japanisch genießen wollen.
Noch immer ist Jean-Jacques Burnel für die musikalische Untermalung verantwortlich und singt das unveränderte Opening (We Were Lovers). Das Lied wird sogar in die Serie selbst eingebaut. Die Animation des ebenfalls gleichgebliebenen Endings (You Won’t See Me Coming ebenfalls von Burnel) ist nicht minder gelungen. Das Lied an sich bildet einen schönen Kontrast zum ruhigen Opening und geht schnell ins Ohr.
Die Musik im Anime selbst ist nie unpassend. Im Gegensatz zum ersten Volume bleiben jetzt auch mehrere der wiederkehrenden Melodien hängen. Dennoch ist es nicht die Musik, die als der Star des Animes angesehen werden kann. Sie dient mehr dazu, die Handlung zu begleiten als sich groß in den Vordergrund zu stellen.
Fazit
Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô ist definitiv einmal etwas ganz anderes. Dies ist von der ersten Sekunde an ersichtlich und dieser Eindruck bleibt auch bis zum Ende der Serie bestehen. Dies betrifft vor allem aber nicht nur die Animation. Als langweilig kann man diese auf alle Fälle nicht bezeichnen. Dennoch muss hier jeder selbst entscheiden, ob sie einem zusagt oder nicht – und dies ist vermutlich bereits nach den ersten Minuten klar.
Die deutsche Umsetzung ist hingegen alles andere als kontrovers. Kurz: Sie ist in allen Aspekten ausgezeichnet. Die Musik ist meist eher im Hintergrund präsent, aber die Stücke selbst sind durchaus schön anzuhören und teilweise eingängig.
Die Handlung schafft es paradoxerweise ihrer Vorlage treu zu bleiben und doch komplett von ihr abzuweichen. Der Mix aus dem futuristischen Setting und der Ästhetik des 19. Jahrhunderts spiegelt genau diesen Aspekt wider. Nach dem eher gemächlichen Beginn nimmt die Story mehr und mehr an Fahrt auf. Fast alle Episoden enden mit einem Cliffhanger und die Spannung wird konstant auf einem hohen Niveau gehalten, sodass man gebannt am Fernseher sitzen bleibt. Bis zum bitteren Ende.
Kurzfazit
Der Graf von Monte Christo im Weltall. Zum einen bleibt die Vorlage stets erkennbar und doch zieht Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô sein eigenes Ding durch. Wen die mitunter gewöhnungsbedürftige Animation nicht abschreckt, wird mit einer spannenden Story und einem durch und durch originellen Anime belohnt!
Bilder: © 2004 Mahiro Maeda・GONZO/KADOKAWA / 2019 Koch Films GmbH. Alle Rechte vorbehalten.
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