1985 betrat das erste Mal ein italienischer Klempner die Videospielbühne und eroberte sofort die Herzen der Fans. Bis heute hat sich die Videospielreihe weltweit über 387 Millionen Mal verkauft, wodurch Super Mario zu einer der meistverkauften Spieleserien aller Zeiten aufgestiegen ist. 1993 wurde dann auch ein Kinofilm zum erfolgreichen Franchise von Nintendo gedreht, der bis heute zu einen der schlechtesten Videospielfilme aller Zeiten gehört.
Nun, ziemlich genau 30 Jahre später, wagt sich Nintendo erneut an einen Kinofilm und will dabei vieles besser machen als bei seinem ursprünglichen Versuch. Ob ihnen das mit Der Super Mario Bros. Film in Zusammenarbeit mit Illumination Entertainment gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Review. Stefan Ibels
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Klassische Geschichte neu erzählt
Die beiden Brüder Mario (Chris Pratt) und Luigi (Charlie Day) versuchen in Brooklyn als Klempner Fuß zu fassen und haben einen Werbespot gedreht, in der Hoffnung endlich Kundschaft zu bekommen. Dies funktioniert auch und so erhalten die beiden Brüder ihren ersten Auftrag, der zunächst recht einfach zu sein scheint. Aber es kommt, wie es kommen musste: Der Auftrag wird zum Desaster und die beiden fahren enttäuscht nach Hause.
Als dann jedoch ein Rohr nach dem anderen platzt und das Wasser droht, Brooklyn zu überfluten, sehen die beiden glücklosen Klempner ihre Chance gekommen und wollen helfen, die Stadt zu retten. In der Kanalisation, das sich als Quelle für die Rohrbrüche und Flutungen herausstellt, findet Luigi ein seltsames Rohr, in das er plötzlich hineingesaugt wird. Kurz darauf erwischt es auch Mario und beide Brüder zieht es in eine magische neue Welt. Dort bekommt Mario seinen Bruder zu fassen, verliert ihn aber kurze Zeit später erneut. Während er mitansehen muss, wie Luigi in die Dunkelwelt von Bowser (Jack Black) gesogen wird, landet er selbst im Pilzkönigreich.
Peach in neuer Rolle
Diesmal ist es nicht wie aus den Spielen üblich Prinzessin Peach (Anya Taylor-Joy), die gerettet werden muss, sondern in diesem Spielfilm-Abenteuer muss Mario seinen Bruder Luigi aus den Fängen von Bowser befreien. Dabei trifft er im Pilzkönigreich auf viele bekannte Gesichter, darunter den kleinen Pilzkopf Toad (Keegan-Michael Key), der ihm hilft, zum Schloss und damit zur Prinzessin zu gelangen. Anders als in den meisten Spielen ist Peach keine hilflose Person, die regelmäßig gerettet werden muss.
Sie ist durchaus in der Lage, sich selbst zu helfen und weiß sehr genau, was und wie sie etwas tut. Als Prinzessin ist sie für den Schutz des Pilzkönigreichs verantwortlich und kennt die Gefahr, die von Bowser ausgeht. So tut sie sich mit Mario zusammen und beide erleben ein klassisches Super Mario-Abenteuer, um Bowser aufzuhalten.
Dieser überfällt bereits zu Beginn des Films das Reich der Pinguine, um ein wertvolles Item zu stehlen, das ihn unverwundbar macht – den goldenen Stern. Damit will er vor allem eins erreichen: Prinzessin Peach imponieren und sie davon überzeugen, ihn zu heiraten. Überhaupt zeigt Bowser im Film auch eine ganz andere Seite von sich. Natürlich ist er ein fieser und rücksichtsloser Schurke, aber auch unsterblich in Peach verliebt, und so ist es vor allem die Eifersucht, die Bowsers Hass auf Mario befeuert.
Im Verlauf der Geschichte stoßen auch noch Donkey Kong (Seth Rogan) und Cranky Kong (Fred Armisen) hinzu.
Ihr merkt es bereits: Wie für ein Super Mario-Spiel typisch, ist auch hier die Geschichte eher nebensächlich und kaum mehr als ein nettes Beiwerk. Ein fesselndes Meisterwerk könnt ihr hier nicht erwarten, allerdings ist die Handlung durchaus solide erzählt und wird zu keiner Sekunde langweilig. Zudem ist es schön, dass die Filmemacher sich auch getraut haben, ein paar originelle Themen aufzugreifen, wie zum Beispiel Marios Abneigung gegen Pilze, die im Verlauf der Handlung immer wieder thematisiert wird.
Fanservice, Fanservice und noch mehr Fanservice
Lange mussten Fans des italienischen Klempners auf einen guten Super Mario-Film warten, und das hatte auch seine Gründe. Um nicht die Fehler des Films von 1993 zu wiederholen, arbeitete Nintendo eng mit Chris Meledandri, dem CEO von Illumination Entertainment, und Mario-Schöpfer Shigeru Miyamoto bei der Produktion zusammen. Das Drehbuch wurde von Matthew Fogel verfasst, während Aaron Horvath und Michael Jelenic die Regie übernahmen.
Die Einflüsse und die Aufsicht von Shigeru Miyamoto sind im Film deutlich spürbar. Von Anfang bis Ende sind Easter Eggs und weitere Andeutungen auf alle Super Mario-Videospiele zu finden. Vermutlich könnte man den Film zehn Mal sehen und hätte noch immer nicht alles entdeckt.
Schon in der „Menschenstadt“ Brooklyn gibt es zahlreiche Referenzen, wie zum Beispiel einen Castle-Burger-Laden, der wie die Burgen der ersten Super Mario-Spiele aussieht. Das Logo von Super Mario Bros. 3 ziert den Firmenwagen der beiden Brüder und es gibt noch viele weitere Anspielungen.
Spätestens im Pilzkönigreich wird man regelrecht erschlagen und weiß kaum, wohin man zuerst hinschauen soll. Auch die klassischen Items aus den Spielen finden ihren Platz im Film. Schlägt Mario gegen einen ?-Block, erscheint ein Item, das mal mehr, mal weniger nützlich ist. Die Funktionen sind dabei aus den Videospielen bestens bekannt und gelten auch für den Film.
Wie es sich für ein Jump ‘n’ Run gehört, muss Mario auch im Film ordentlich hüpfen und rennen. Teilweise ist dabei auch die klassische 2D-Perspektive aus den Videospielen zu erkennen. Spätestens, wenn Mario einen Parkour bewältigen muss, bei dem alle typischen Plattformen vertreten sind, schlägt jedem Fan das Herz bis zum Hals. Vom klassischen Steinblock über die rotierenden Flammen bis hin zu den herunterfallenden Blöcken ist alles dabei. Die grünen Rohre dienen natürlich auch im Film als Transportweg und werden des Öfteren genutzt.
Das Handwerk rund um den Klempner
Wie von Illumination gewohnt, zeichnet sich Der Super Mario Bros. Film durch eine beeindruckende, solide Animation aus. Diese ist durchweg auf einem hohen Niveau und überzeugt durch ihre Dynamik und Inszenierung. Mit einer Länge von rund 93 Minuten ist der Film perfekt getaktet, was maßgeblich dazu beiträgt, dass er ein unterhaltsames Erlebnis für Jung und Alt ist, ohne dabei das Gefühl aufkommen zu lassen, sich unnötig in die Länge zu ziehen.
Die Musik wurde von Koji Kondo, dem Komponisten des Hauptthemas für Super Mario Bros. aus dem Jahr 1985, und Brian Tyler, der bereits für Filme wie Fast & Furious 9 und Avengers: Age of Ultron die Musik komponierte, geschrieben. Beide leisteten eine grandiose Arbeit für den Film. Dutzende wohlbekannte und immer mal wieder leicht abgewandelte Mario-Themen begleiten den Zuschauer durch den gesamten Film und sind stets passend gewählt. Als alter Nostalgiker ging mir da mehrmals das Herz auf. Aber nicht nur Mario-Themen wurden im Film verwendet, auch Ohrwürmer wie Holding out for a Hero von Bonnie Tyler oder Take On Me von A-ha sorgten für eine willkommene Abwechslung.
Im Vorfeld spaltete vor allem eine Entscheidung die Fans: Die Wahl des Synchronsprechers der titelgebenden Figur Mario. Im Original übernahm Chris Pratt diese Rolle und viele Fans waren skeptisch, ob er die richtige Wahl ist. Nachdem ich den Film lediglich in der deutschen Synchronfassung gesehen habe, kann ich meine Meinung auch nur zu dieser äußern. Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass die deutsche Besetzung nicht hätte besser zusammengestellt werden können. Leonhard Mahlich als Mario und Gerrit Schmidt-Foß als Luigi konnten mich ebenso überzeugen wie Dalia Mya Schmidt-Foß als Peach, Tobias Meister/Daniel Welbat als Bowser oder Marios Gavrilis als Donkey Kong.
Johns Meinung (Fazit zum Film weiter unten):
Der Super Mario Bros. Film präsentiert sich genau so, wie man sich die Videospiele als Film vorstellen würde. Mit großer Liebe zum Detail und vielen Easter Eggs sorgt der Film für viele Lacher und gute Unterhaltung. Die klassischen Musikstücke wurden pompös in Szene gesetzt und auch die anderen Titel fügen sich wunderbar in das Gesamtbild ein. Shigeru Miyamotos Handschrift als Schöpfer der gleichnamigen Videospielreihe und Produzent des Films ist klar zu erkennen. Gleichzeitig sieht man, wie Illumination sich mit jedem Film weiterentwickelt und nicht scheut, Neues auszuprobieren.
Einige Witze hätten frischer sein dürfen und auch die Story ist kein Überflieger, aber mit seinen liebenswerten Charakteren und seiner herzlichen Art weiß der Film sowohl Groß als auch Klein zu begeistern. Die Szenen sind einladend und einnehmend, hinzu kommen brillante und harmonische Farben, die den Zuschauer in die Welt des Films hineinziehen. Ganz selten sind das Bild mal zu leer oder die Lichter nicht passend gesetzt. Positiv überrascht wurde ich von der deutschen Synchronisation, die nicht den typischen Mario-Slang verwendet und dennoch mit starken Stimmen überzeugt. Dieser Film ist ein Werk, auf das viele gewartet haben und das nicht enttäuscht.
Fazit
Der Super Mario Bros. Film hat mich restlos begeistert. Schon die Trailer ließen erahnen, dass dieser Film genau das ist, was Fans sich gewünscht haben. Nintendo und Illumination haben großartig zusammengearbeitet und eine abgedrehte Animationskomödie mit viel Witz und Action auf die Leinwand gebracht. Während des gesamten Films werden nostalgische Erinnerungen geweckt, die durch dutzende Easter Eggs und die sensationelle Musik innerhalb der vollen 93 Minuten aufrechterhalten werden.
Doch eine Frage bleibt: Kann man auch ohne jemals ein Super Mario-Spiel gespielt zu haben, Spaß mit diesem Film haben? Die Antwort ist eindeutig: Ja! Sicherlich zünden einige Gags und Anspielungen nur, wenn man sich zumindest ein wenig mit der Materie auskennt, aber unterm Strich bleibt Der Super Mario Bros. Film ein sehr hervorragender Animationsfilm für Jung und Alt.
Zum Schluss noch ein Tipp von mir: Bleibt bis zum Ende sitzen!
Kurzfazit
Der Super Mario Bros. Film ist eine amüsante Animationskomödie mit viel Action und Humor, die zahlreiche Easter Eggs bereithält und Fanservice liefert. Fans der titelgebenden Figur werden begeistert sein, doch auch für Neueinsteiger ist der Film durchgehend unterhaltsam. Dieses Leinwandabenteuer lässt das Herz von Spielern innerhalb als auch außerhalb des Nintendo-Universums höher schlagen.
Bilder: © Nintendo. 2023 ©2023 Universal Pictures
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