Meisterdetektiv Sakaido ist zurück und tritt erneut die Reise ins Unterbewusstsein von Serienkillern an. Nachdem sich peppermint anime die Rechte an ID: INVADED sicherte, veröffentlichte das Münchener Anime-Label am 19. August 2021 das zweite Volume der Mystery-Serie. Langsam lüften sich die Geheimnisse rund um die sagenumwobene Maschine, die es erlaubt, die Psyche von Menschen zu erkunden … Lisa Murauer
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Gleiches mit Gleichem
Meisterdetektiv. Das ist der Titel, der jenen verliehen wird, welche die Fähigkeit erlangt haben, Mizuhanome zu benutzen – eine rätselhafte Maschine, die das Innenleben von Killern rekonstruieren kann und so wichtige Hinweise auf ihre Identität liefert. Die genaue Funktion der Maschine bleibt jedoch ein streng gehütetes Geheimnis und nicht einmal jene, die sie benutzen, wissen, was genau dahintersteckt. Doch um sie überhaupt benutzen zu können, muss jeder Meisterdetektiv eine bestimmte Voraussetzung erfüllen: Er muss selbst jemanden getötet haben.
Dies gilt auch für Akihito Narihisago, einst ein fähiger Ermittler der Polizei, der nach dem Tod seiner Familie einen dunkleren Weg beschritten hat und nun im Gefängnis sitzt. Doch damit ist sein Kampf für Gerechtigkeit nicht vorbei. In der Welt des Brunnens verliert Narihisago die Erinnerungen an sein wahres Ich und wird zu Sakaido, dem Meisterdetektiv, der nun für die Spezialeinheit Kura die Mordabsichten von Serienkillern untersucht.
Zwei Meisterdetektive
Noch immer setzt die Spezialeinheit alles daran, den Totengräber, der seine Opfer vergräbt und ihren langsamen, qualvollen Tod via Video öffentlich zur Schau stellt, unschädlich zu machen. Ausgerechnet Neuzugang Hondoumachi gerät durch die Ermittlung in eine prekäre Situation. Die Sache eskaliert und führt zu einem Todesfall, den Hondoumachi zu verantworten hat. Somit kann auch sie als Meisterdetektivin in den Brunnen tauchen. Doch bei ihrer ersten Mission läuft nicht alles wie geplant und nun steckt sie selbst in der virtuellen Welt fest.
Um sie zu befreien, greift Kura zu einer noch nie erprobten Strategie: Sie schicken nicht nur Narihisago, sondern auch den Serienmörder Fukuda in das Unterbewusstsein. Ob die beiden wirklich zusammenarbeiten können? Narihisago kommt dabei ebenfalls langsam hinter die wahre Identität von Kaeru, dem toten Mädchen, das die einzige Konstante in den virtuellen Welten zu sein scheint. Scheinbar ist sie eng mit dem Geheimnis von Mizuhanome verknüpft. Doch Narihisago muss bei seiner Suche nach der Wahrheit aufpassen, dass er sich nicht selbst in den Illusionen verliert.
Bild und Animation
ID: INVADED ist ein Original-Anime, der unter der Regie von Ei Aoki im Studio NAZ (unter anderem bekannt für My First Girlfriend Is a Gal und Hamatora The Animation) produziert wurde. Das Drehbuch stammt von Outarou Majou. Die japanische Erstausstrahlung der insgesamt 13 Episoden begann im Januar 2020 und endete im März 2020. Im deutschsprachigen Raum lief der Anime in der OmU-Fassung beim VoD-Anbieter Wakanim im Simulcast, bevor sich peppermint anime die Lizenz für eine Home-Video-Veröffentlichung in drei Volumes auf DVD und Blu-ray sicherte.
Noch immer sind es insbesondere die Welten innerhalb des Brunnens, die mich aufgrund ihrer Originalität faszinieren. Sie sind nicht nur interessant ausgearbeitet, sondern stellen die Psyche der jeweiligen Person, zu der sie gehören, eindrucksvoll dar. Die Animation an sich ist mehr als ausreichend, aber nicht überwältigend. Wie schon in Volume 1 angemerkt sind es nämlich abermals die oft verwendeten Standbilder, die als Kritikpunkt angeführt werden können, und die manche Szenen etwas leblos wirken lassen.
Das Charakterdesign bleibt ebenso unverändert: Abgesehen von den Protagonisten sind die Figuren nicht sonderlich originell gestaltet und somit wenig einprägsam. Dafür gibt es einen schönen Kontrast zwischen Sakaido und Narihisago, die sich, obwohl sie rein optisch dieselbe Person sind, doch merklich voneinander unterscheiden. Und auch bei den anderen Meisterdetektiven verhält es sich ähnlich.
Deutsche Umsetzung und Musik
Für die deutsche Umsetzung ist die Synchronfirma @alpha Postproduktion in München zuständig. Die Dialogregie führte Daniel Schlauch. Auch in diesen Episoden kann die deutsche Synchronisation mehr als nur überzeugen.
Nach wie vor betrifft dies vor allem Dominik Auer, der in diesen Folgen den Kontrast zwischen Sakaido und Narihisago noch deutlicher zum Ausdruck bringen kann. Einige andere Figuren bekommen ebenfalls mehr Screentime, insbesondere Hondoumachi. Sie wird von Maresa Sedlmeir vertont, die ebenfalls passend gewählt wurde.
Zwar bleiben die meisten anderen Charaktere eher eindimensional und bekommen ebenso wenig Screentime, trotzdem ist die Synchronisation an sich selbst bei ihnen gelungen. Wie bereits im ersten Volume ist natürlich wieder die japanische Originaltonspur mit deutschen Untertiteln auf der Disc enthalten, die mit dem japanischen Sprechercast ebenfalls wert ist, gehört zu werden.
Für die Musik ist der polnische Komponist Slavek Kowalewski zuständig. Die Stücke sind atmosphärisch und den unterschiedlichen Welten angepasst, fallen nach wie vor aber oftmals nicht sonderlich auf. An manchen Stellen unterstützt diese (fast) vollkommene Stille zwar die Handlung, insgesamt bleibt der Soundtrack aber dezent. Vielleicht etwas zu sehr. Dem gegenüber stehen das Opening (Mister Fixer von Sou) und das Ending (Other Side von MIYAVI), die beide schnell ins Ohr gehen und zusätzlich eine interessante Animation besitzen.
Fazit
Langsam gibt es mehr Antworten in ID: INVADED. Doch nach wie vor handelt es sich hier um keine Serie, bei der einem alles vorgekaut wird. Die Idee mit den virtuellen Welten, welche das Unterbewusstsein von Serienmördern widerspiegeln, bleibt weiterhin originell und spannend. Dadurch, dass die Serie nun langsam von einer episodischen zu einer Folgen übergreifenden Handlung wechselt, fällt sie nicht in ein eintöniges Muster von sich immer wiederholenden einzelnen Fällen.
Die Gestaltung der Welten innerhalb des Brunnens kann als das Highlight des Animes bezeichnet werde. Jedenfalls ist sie der überzeugendste Aspekt, was die Animation angeht. Denn wie zum Auftakt der Serie, sorgen Standbilder oftmals dafür, dass den Episoden die gewisse Dynamik sowie Lebendigkeit fehlt. An der Musik hat sich ebenso wenig getan. Sie unterstützt die Handlung, aber – bis auf wenige Ausnahmen – eben nicht viel mehr. Dafür sticht die deutsche Synchronisation positiv hervor, bei der es wirklich nichts auszusetzen gibt und die Figuren glaubhaft wirken. Ebenso sind es insbesondere die Hauptcharaktere, die mit das Interessanteste der Serie sind. Vor allem Narihisago ist definitiv kein typischer, strahlender Held und gestaltet sich als äußerst vielschichtig.
Während in Volume 1 mehr oder weniger abgeschlossene Fälle behandelt wurden, zeigen sich nun langsam Verbindungen zu einem größeren Ganzen. Das Geheimnis hinter der rätselhaften Maschine, die es einem erlaubt, in die virtuellen Welten zu reisen, wurde zwar noch nicht gelüftet, jedoch sind die Protagonisten der Lösung einen Schritt näher gekommen. Und so bleibe auch ich gespannt, wie das alles aufgeklärt wird.
Kurzfazit
Auch Volume 2 von ID: INVADED stellt unter Beweis, dass es sich hier um einen originellen Anime handelt. Und diese Originalität ist es ebenfalls, die einen über weiterbestehende Schwächen, die insbesondere die Animation betreffen, hinwegsehen lassen.
Bilder: ©IDDU/ID:INVADED Society
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