Was hat „Sandkastenfreundin“ mit „Duschen“ zu tun? Etwa so witzig wie diese Frage kommt die Anime-Serie Infinite Stratos auf den ersten Blick daher. Seit dem 27. Januar 2023 ist das erste Volume des Anime aus dem Jahr 2011 bei polyband anime erhältlich. Ich habe mir die ersten sechs Episoden angesehen, um für euch in Erfahrung zu bringen, ob Infinite Stratos trotz seines nicht unerheblichen Alters immer noch unterhaltsam und einen Blick wert ist. Pascal Walther
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Der Hahn im Korb
Die nahe Zukunft unserer Welt: Eine geniale Wissenschaftlerin aus Japan hat eine neuartige Waffe erschaffen – die sogenannten Infinite Stratos, kurz IS genannt. Diese Exoskelette sind so mächtig, dass sie das Machtgefüge der ganzen Welt aus den Angeln reißen könnten. Daher beschließen die Länder der Erde, die Nutzung der IS zu beschränken. Sie dürfen nie für kriegerische Zwecke eingesetzt werden und müssen unter allen Ländern gerecht verteilt werden, um so eine Dominanz eines einzelnen Landes zu verhindern.
Trotz dieser Beschränkungen hat das Erscheinen des IS auf der Weltbühne eine einschneidende Veränderung im Gefüge der Welt zur Folge: Da nur Frauen in der Lage sind, einen IS zu steuern, verschiebt sich der Fokus der Gesellschaft auf sie. Als direkte Folge davon ändert sich auch das Kräfteverhältnis zwischen Mann und Frau. Zehn Jahre sind inzwischen vergangen seit der Erfindung der IS und die Welt befindet sich in einem neuen Zeitalter des Friedens.
Doch nun tritt der 15-jährige Ichika Orimura auf den Plan, der als erster Mann überhaupt in der Lage ist, eine IS-Einheit zu aktivieren. Dies führt dazu, dass er an der IS Academy in Japan aufgenommen wird – dem einzigen Ort auf der Welt, an dem man zum IS-Piloten ausgebildet wird. Allerdings gibt es ein kleines Problem: Alle Schüler der Academy sind Mädchen! Zu allem Übel ist auch seine ältere Schwester Chifuyu Lehrerin an der Schule und zuständig für seine Klasse. Doch er ist nicht vollständig allein, denn seine Kindheitsfreundin Hōki Shinonono ist ebenfalls in seiner Klasse.
Durch Zufall wird Ichika mit Hōki in ein Zimmer eingeteilt, da sonst kein anderes frei ist. Natürlich sind dadurch gewisse schräge Situationen vorprogrammiert und Ichika schafft es gleich zu Beginn in fast jedes Fettnäpfchen zu treten. Das ist allerdings erst der Anfang seiner potenziellen Probleme. Denn es gibt auch noch die aus Großbritannien stammende Kadettenvertreterin Cecilia Alcott, die es auf ihn abgesehen hat und Ichika zu einem Duell um das Amt des Klassensprechers herausfordert. Außerdem wechselt ganz plötzlich auch noch seine Sandkastenfreundin Lingyin Huang, die Kadettenvertreterin aus China, an die IS Academy. Das sorgt nicht nur für Ärger mit Hōki, sondern hält Ichikas Schulleben auch ganz schön auf Trab. Zu allem Überfluss kommt noch ein zweiter Junge namens Charles Dunois an die Schule, der wohl etwas zu verbergen hat.
Bild und Animation
Die Anime-Adaption zu Izuru Yumizurus Light-Novel-Reihe Infinite Stratos umfasst zwei zwölfteilige Staffeln und zwei OVA-Episoden, bei denen das Studio 8bit die Produktion übernahm. In Japan erfolgte die TV-Ausstrahlung von Januar bis April 2011 (Staffel 1) und von Oktober bis Dezember 2013 (Staffel 2). polyband anime veröffentlicht die erste Staffel seit dem 27. Januar 2023 in zwei Volumes auf DVD und Blu-ray.
Trotz seiner mittlerweile über zwölf Jahre auf dem Buckel kann dieser Anime immer noch in puncto Animationsqualität überzeugen. Obwohl das Charakterdesign auf den ersten Blick etwas „eckig“ wirken mag, fällt dies meiner Meinung nach nicht sonderlich ins Gewicht. Im Vergleich zu zeitgleich erschienenen Werken ist die Animation sogar besser als gewöhnlich. Generell sind alle handelnden Personen gut gestaltet und verfügen über eindeutige Alleinstellungsmerkmale. Wer befürchtet, dass Infinite Stratos aufgrund seiner FSK-16-Einstufung unzählige animierte Nacktszenen enthält, kann beruhigt sein. Abgesehen von bisher zwei kaum erwähnenswerten Szenen, gibt es keine explizite Nacktheit.
Im Verlauf der ersten Hälfte kommt es auch immer wieder zur Nutzung von CGI, besonders bei den Szenen, in denen die IS-Einheiten im Kampf zu sehen sind. Hierbei wird man vereinzelt daran erinnert, dass der Anime bereits einige Jahre auf dem Buckel hat. Jedoch mindern diese kleinen Details nicht den Gesamteindruck der Kampfszenen, die generell gut choreografiert sind. Selbst bei schnelleren Bewegungen bleibt die Animation flüssig und auf konstantem Niveau. Natürlich gibt es in vereinzelten Szenen Momente, in denen gewisse Details wie Gesichter oder Proportionen einfach nur falsch aussehen. Doch dabei handelt es sich um ein normales Phänomen im Anime. Das fällt also wohl nur den Zuschauern auf, die alles mit Argusaugen beobachten. Alles in allem verfügt Infinite Stratos trotz seines Alters über eine Animationsqualität, die sich auch heute noch problemlos mit aktuellen Produktionen messen kann.
Deutsche Umsetzung und Musik
Die deutsche Synchronfassung wurde von @alpha Postproduktion in München produziert. Dabei übernahm Felix Mayer die Dialogregie nach dem Dialogbuch von Marco Rheindorf, Julien Hebenstreit und Hannes Mix. Insgesamt sind 16 Sprechrollen in der deutschen Fassung vertreten.
Die Dialoge der deutschen Sprachfassung sind größtenteils nah am japanischen Original gehalten, mit wenigen Ausnahmen. Alle Sprecher leisten einen guten bis sehr guten Job bei der Umsetzung ihrer Rollen, wobei hier Felix Mayer als Ichika besonders positiv heraussticht. Jedoch gibt es auch einige Punkte, die die Qualität der deutschen Synchronisation etwas mindern. So gelingt es der deutschen Stimme von Cecilia, Anna Ewelina, nicht immer, die Feinheiten ihrer japanischen Gegenpartin Yukana zu erreichen. Auch die plötzlich eingeworfenen englischen Wörter, die so im Original nicht vorkommen, wirken fehl am Platz und sind etwas zu dick aufgetragen.
Die Musik des Anime, komponiert von Hikaru Nanase, vermag es mit Ausnahme der Opening- und Ending-Songs nicht wirklich, im Gedächtnis zu bleiben. Zumindest erging es mir so. Die musikalische Untermalung ist jedoch keineswegs schlecht. Aber sie stellt in den ersten Folgen kein Alleinstellungsmerkmal der Story dar.
Fazit
Infinite Stratos ist trotz seines etwas fortgeschrittenen Jahrgangs immer noch einen Blick wert. Die Story um Ichika, der inmitten von Mädchen sein Schulleben bestreiten muss, mag auf den ersten Blick etwas klischeehaft wirken, doch es steckt mehr dahinter. Schon recht früh in der Handlung wird klar, dass mehr hinter der Erschaffung der IS-Einheiten steckt. Aber auch der normale Schulalltag kommt hier nicht zu kurz, inklusive der zu erwartenden Hindernisse für einen Jungen allein unter lauter Mädchen.
Die Animation ist mehr als gut gealtert und kann mit aktuellen Produktionen mithalten. Lediglich die Musik steht, abgesehen von Opening und Ending, etwas im Hintergrund, weil ihr das gewisse Etwas fehlt. Die deutsche Synchronisation ist ebenfalls solide, wobei es auch einige Punkte gibt, die die Qualität der Synchronisation etwas mindern.
Kurzfazit
Infinite Stratos ist trotz seines Alters eine sehenswerte Serie für alle Fans von Mecha-Anime. Aber auch Fans von RomCom kommen hier auf ihre Kosten.
Bilder: ©Izuru Yumizuru, OVERLAP/Project IS ©2011 Izuru Yumizuru, MEDIA FACTORY/Project IS ©polyband Medien GmbH
FOLGE PATTOTV AUF