Ein Kirby-Abenteuer ganz in 3D – das ist, was der neueste Teil, Kirby und das vergessene Land, für die Nintendo Switch verspricht! Das bisher wohl offenste Spiel der Kirby-Hauptreihe wurde wie gewohnt von HAL Laboratory entwickelt und am 25. März 2022 von Nintendo veröffentlicht. Kay-Thorben Schuh
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Eine wilde neue Welt
Eines Tages erscheint wie aus dem Nichts ein mysteriöser Wirbel im Himmel über dem Planeten, der Kirby und viele weitere Bewohner Dream Lands mit sich reißt. Kirby findet sich in einer unbekannten Welt wieder und muss feststellen, dass all die Waddle Dees, welche mit ihm vom Wirbel verschlungen wurden, vom Bestienrudel entführt worden sind.
Für ihn steht fest, die Waddle Dees müssen gerettet und wieder nach Hause gebracht werden, und Kirby ist nicht allein! Sein neuer Freund aus der mysteriösen Welt, Elfilin, begleitet ihn bei seinem Vorhaben und auf eine Reise durch die Überbleibsel einer verschwundenen Zivilisation, die einst diese Welt bevölkert hat. Der erkennbare Zahn der Zeit verrät jedoch: All das ist schon längst Vergangenheit.
Das Geheimnis des vergessenen Landes
Mit seiner durch den Strudel verliehenen neuen Fähigkeit, sich mit Objekten wie Autos vollzustopfen und durch die Gegend zu düsen, kämpft Kirby sich durch Level voller Abwechslung und Details und findet mehr und mehr der entführten Waddle Dees, welche es ihm ermöglichen, den Bossen des Bestienrudels gegenüberzutreten. Für den Kampf nutzt Kirby seine allseits bekannte Kopierfähigkeit, die sich in diesem Spiel nicht auf die Standard-Fähigkeiten beschränkt. Die geretteten Waddle Dees betreiben eine stetig wachsende Waddle-Dee-Stadt, in der Kirby auf andere Inhalte und Spielmodi zugreifen, Informationen erhalten, sich zu Hause ausruhen und auch beim Waddle-Dee-Waffenhändler seine Fähigkeiten permanent verbessern kann.
Mit seiner neuen Kraft bestreitet Kirby Herausforderungen und kämpft sich auf seiner Reise bis zum König der Bestien vor. Was mag der Beweggrund für die Entführungen sein, und wieso wurden Kirby und die anderen in diese Welt hineingesaugt? Wie schon oft hält die Handlung auch dieses Mal überraschende Wendungen und ein aufregendes Finale bereit, das der Spieler vom sonst ruhigen Storyverlauf gar nicht erwarten mag.
Ein gelungener Übergang zu 3D
Mit Kirby und das vergessene Land werden Spielern erstmals frei in alle Richtungen begehbare Level geboten – und das mit nicht zu knappem Umfang! Die Level sind nicht nur mit Details überhäuft, es gilt in ihnen auch Secrets zu finden und besondere Missionen zu erfüllen, um alle Waddle Dees retten zu können. Auch wenn das Spiel keine wirklich offene Welt besitzt, bietet uns Kirby und das vergessene Land ein nie dagewesenes Gefühl von Erkundung, während wir uns mit vielerlei Fähigkeiten durch die Level kämpfen.
Es besteht Bedarf, das Spielgefühl zu teilen? Dann kann man bereits zu Beginn mit einem weiteren Spieler spielen, der unterwegs die Rolle des altbekannten Waddle-Dee-Assistenten übernimmt und an Kirbys Seite kämpft. Zudem werden Erkundungen in den reichlich vollen Leveln gut belohnt – egal ob man nur einen neuen Rekord beim Münzensammeln hinlegt, oder gar einen der legendären HAL-Räume entdeckt. Doch das war längst nicht der komplette Inhalt von Kirby und das vergessene Land! Es lassen sich zahlreiche Straßen der Schätze aufdecken, die das Können des Spielers mit jeder von Kirbys Fähigkeiten in zeitlich begrenzten Herausforderungen auf die Probe stellen.
In der Waddle-Dee-Stadt sind darüber hinaus Minispiele und das herausfordernde Kolosseum verfügbar, die allesamt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für weitere Herausforderungen sorgen. Wer hier einen 100%-Spielstand erlangen will, dem wird ganz und gar kein kurz andauerndes Spielvergnügen dargeboten. Das Spiel richtet sich hierbei auch an weniger erfahrene Kirby-Spieler. Für Experten lässt Kirby und das vergessene Land eine Sache jedoch klar vermissen: Die Tiefe im neuen Kampfsystem.
Kirbys Fähigkeiten, die nun in 3D umgesetzt wurden, haben stark an Umfang eingebüßt, während die umfangreichen Movesets in vergangenen 2D-Abenteuern noch an Super Smash Bros., ebenfalls von HAL Laboratory, erinnerten. Das Ausweichen ist im Spiel langsam und schwerfällig geworden und es fühlt sich an, als würde man für die Beherrschung von Kirbys Fähigkeiten generell weniger belohnt werden. Als Ausgleich gibt es hingegen aufregende neue Fähigkeits-Upgrades und eine Zeitlupe bei perfektem Ausweichen, welche als neue Features durchaus Spaß bereithalten. Es steht fest, dass man sich auch in das neue Kampfsystem hineinversetzen und seine eigenen Fähigkeiten als Spieler verbessern kann.
Ein Traum von einem Platformer
Immer wieder hat HAL mit der Kirby-Reihe grafische Vorzeige-Spiele für die jeweilige Konsolen-Generation hervorgebracht. Dieses Mal ist es keineswegs anders. Trotz umwerfender Details in den wahrhaft dreidimensionalen und weitgehenden dynamischen Leveln, ist Kirby und das vergessene Land ein weiterer Titel, den man einfach nur als schön bezeichnen kann.
Die abwechslungsreichen Welten mit ihren einzigartigen Leveln sind großartig anzusehen. Ob Atmosphäre, Texturen oder Spezialeffekte – die Entwickler haben vieles richtig gemacht. Einzig zu enttäuschen vermag die allgemein nicht allzu hohe Framerate, die bei Gegnern und beweglichen Objekten jedoch erst im Hintergrund extrem ins Auge fällt. Schon auf mittlere Distanz erinnert die Bewegung von Gegnern an eine Diashow, was den technischen Limits der Nintendo Switch zu verschulden ist.
Sind die Erwartungen an einen Kirby-Soundtrack geringer? Keineswegs. Und dennoch werden sie bei dieser Vielzahl an großartiger Musik mehr als gerecht. Level-Soundtracks und Sound-Design in Kirby und das vergessene Land kreieren eine großartige Atmosphäre, ob entspannt, episch oder bedrohlich und dabei nicht zu repetitiv. Das Spiel umfasst eine Vielzahl an Stücken und bedient sich als innovativer neuer Teil auch erstaunlich wenig an Remixes und bekannten Leitmotiven, welche vergangene Kirby-Soundtracks stets charakteristisch für Kirby und vertraut klingen ließen.
Fazit
Nicht nur aufgrund der spürbaren Innovation und der vielen gewagten Neuerungen, ist Kirby und das vergessene Land erstaunlich ausgereift und ein würdiger weiterer Teil einer großartigen Reihe. Die Handlung, wie üblich eher hintergründig, vermag letztlich trotz eines lockeren Spielerlebnisses doch sehr zu fesseln.
Herauszufinden, was als nächstes geschieht, drängt einen zum Weiterspielen, wie auch die umwerfend gut designten Welten mit sehr guter grafischer sowie musikalischer Umsetzung, die erkundet werden wollen. Kein Level ist dabei wie das andere, und der Umfang fühlt sich dennoch nach noch viel mehr an als zuletzt beim durchaus zu empfehlenden Titel Kirby Star Allies. Die Tiefe der Level hat hierbei keinen zu geringen Einfluss, es gibt viele Herausforderungen in den Welten, auch abseits der Level, und über den eigentlichen Spielverlauf hinaus. Wenig Tiefe verglichen mit vergangenen Titeln bietet jedoch das Kampfsystem mit Kirbys Fähigkeiten, welche für die Umsetzung in 3D sehr vereinfacht wurden. Alles in allem halten sich die Makel des Spiels jedoch sehr in Grenzen. Man bemerkt die herausragende Qualität, die Entwickler HAL Laboratory uns wieder einmal liefert – und zwar durch das ganze Spiel.
Kurzfazit
Kirby und das vergessene Land wird dem Ruf der Kirby-Reihe gerecht. Es ist wie immer ein Genuss und kommt dabei auch mit vielen neuen Ideen und außerordentlich guter Umsetzung als erstes richtiges 3D-Kirby daher.
Bilder: ©HAL Laboratory, Inc. / Nintendo
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