Zehn Jahre lang haben Fans sehnsüchtig auf die Rückkehr von PNF-404 gewartet. Nun ist es endlich soweit! Pikmin 4 erschien am 21. Juli 2023 für Nintendo Switch und beeindruckt mit der größten Spielwelt, die die Spielereihe je gesehen hat. Entwickelt wurde das Spiel erneut von Nintendo EPD in Zusammenarbeit mit 8ing. Ob sich das Warten gelohnt hat, warum neue Spieler dem Spiel unbedingt eine Chance geben sollten und wo die Schwächen des Spiels liegen, beantworten wir hier. Bastian Budde
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Ein Planet voller Bruchlandungen
Die Handlung des Spiels ist, wie in jedem Ableger der Reihe, schnell erklärt. Nachdem Olimar mit seinem Raumschiff auf dem Planeten PNF-404 bruchgelandet ist, sendet er ein verzweifeltes Notsignal ins All. Leider strandet auch die Rettungscrew auf dem gefährlichen Planeten. Doch es gibt Hoffnung: Ein junger Rekrut wird nachgeschickt, um die gestrandete Besatzung zu bergen – und dieser Rekrut seid ihr! Zum ersten Mal in der Pikmin-Reihe bietet das Spiel einen Charakter-Editor, der es euch ermöglicht, euren eigenen, einzigartigen Captain zu gestalten.
Das Spiel macht keinen Hehl daraus, dass es sich um einen Reboot der Reihe handelt. Schnell wird deutlich, dass dies Olimars erste Bruchlandung auf diesem Planeten ist. Das Sammeln der 30 Raumschiffteile entspricht den Ereignissen aus Pikmin 1. Gleichzeitig werden geschickt Anspielungen auf Figuren und Ereignisse aus den vorangegangenen drei Teilen gemacht, die zum Zeitpunkt der Handlung noch nicht stattgefunden haben. Diese Verknüpfung von Altem und Neuem schafft eine fesselnde Reise durch das Pikmin-Universum.
Aus alt mach neu
Nintendo gelingt mit Pikmin 4 ein beachtlicher Spagat: Das Spiel soll sowohl Fans des ersten als auch des zweiten Teils gerecht werden. Und das funktioniert erstaunlich gut. Wer ein Zeitlimit befürchtet, kann beruhigt sein: Zwar müssen alle Aktivitäten bis zum Sonnenuntergang abgeschlossen sein, aber wie bereits in Pikmin 2 können sich Spieler so viele Tage Zeit nehmen, wie sie für den Abschluss des Spiels benötigen.
Das Zeitmanagement aus dem ersten Teil findet sich auch in den Dandori-Herausforderungen wieder. Um Einsteigern das oft hektische Gameplay zugänglicher zu machen, wird der Schwierigkeitsgrad bewusst niedrig gehalten. Das Hauptspiel kann man sorgenfrei durchspielen, während die wirklich herausfordernden Aktivitäten – analog zum Missionsmodus aus Pikmin 3 – optional sind.
Neue Elemente
Darüber hinaus bietet Pikmin 4 viele neue Elemente: Eine begehbare Basis zwischen den Expeditionstagen, ein Quest-System, NPCs und vieles mehr bereichern das Spielerlebnis. Zu Beginn eines Tages kann man sogar wählen, ob man eine Tag- oder eine Nachtexpedition starten möchte. Während die Tagesexpedition das gewohnte Pikmin-Gameplay bietet, muss man in der Nachtexpedition Tower-Defense-artige Leuchtbauten verteidigen.
Allerdings wirkt die Basis leider etwas uninspiriert. Die geretteten NPCs stehen nur irgendwo herum und obwohl die begehbare Fläche mit der Anzahl der geretteten NPCs wächst, fehlen Elemente wie provisorische Zelte, was die Basis etwas leblos wirken lässt.
Das alte Spielsystem ist in Pikmin 4 erstmals grundlegend überarbeitet und blüht in neuem Glanz auf. Zu Beginn ist die Anzahl der Pikmin auf 20 begrenzt, doch durch sogenannte “Knobknollen” kann dieses Limit um jeweils 10 erhöht werden. Alle Pikmin-Arten können in unserer Zwiebel gelagert werden, aber die Entdeckung einer neuen Pikmin-Art ist nicht zwangsläufig mit dem Finden der zugehörigen Zwiebel verbunden. Erst mit deren Auffinden können die Pikmin vermehrt werden. Pikmin können zudem zufällig im Untergrund gefunden werden, wodurch das Pikmin-Limit dort überschritten werden kann. All das trägt zu einer erfrischenden Spielerfahrung bei.
Nicht jedes Spiel kann perfekt sein
Neben den sieben bereits bekannten Pikmin-Arten werden zwei neue Typen vorgestellt: Eis- und Leucht-Pikmin. Hinzu kommt der Rettungshund Otschin, der ähnlich wie ein Captain als spielbarer Charakter agiert. Allerdings verfügt Otschin über zusätzliche Fähigkeiten wie Reiten, Schwimmen und Springen, die ein Captain nicht besitzt. Diese neuen Elemente wirken jedoch in vielen Situationen übermächtig. Einige Bossgegner können beispielsweise mit einem einzigen Schlag besiegt werden.
Apropos Endgegner: Hier fällt die Bilanz gemischt aus. Zwar sind sie in ähnlicher Anzahl wie in Pikmin 2 vertreten, fallen jedoch ungewöhnlich klein aus. Wer epische Kämpfe wie in Pikmin 3 erwartet, wird in diesem Spiel höchstens zwei solcher Erlebnisse finden. Es gibt allerdings altbekannte Bosse, die mit einem neuen Twist daherkommen. Die Dungeon-ähnlichen Höhlen aus Pikmin 2 kehren zurück, sind jedoch kleiner als im Vorgänger. Auch der obligatorische Endgegner auf der letzten Ebene fehlt manchmal.
Die Steuerung ist insgesamt sehr gut, aber Nintendo scheint Schwierigkeiten zu haben, alle Aktionen und Items sinnvoll unterzubringen. Dabei hat Nintendo gerade erst mit The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom demonstriert, wie man das besser lösen könnte. Statt einer übersichtlichen Auswahl durch das Steuerkreuz muss man mit gedrückter Y-Taste mühsam durch Menüs navigieren. Zwar können im Pausenmenü eigene Shortcuts festgelegt werden, doch das Spiel bietet so viel Inhalt, dass fünf Tasten schlichtweg nicht ausreichen.
Atmosphäre auf ihrem Höhepunkt
Die Grafik ist ohne Zweifel eines der Highlights von Pikmin 4 und zeigt, was die Nintendo Switch technisch zu leisten im Stande ist. Besonders beeindruckend sind die subtilen Details wie der Nachhall der Pikmin-Schritte in Höhlen oder die gedämpften Klänge unter Wasser. Das realistische Wasserrendering auf der Nintendo Switch ist so eindrucksvoll, dass man sich fast fragen könnte, wie die Konsole solche Details überhaupt bewältigen kann. Diese visuellen und akustischen Nuancen tragen maßgeblich zu einer wunderschönen und immersiven Atmosphäre bei.
In Sachen Umfang setzt Pikmin 4 neue Maßstäbe. Die neuen Spielwelten sind größer als in den Vorgängern, es gibt keine Übergänge mehr wie in Pikmin 3 und unser tierischer Begleiter Otschin eröffnet uns völlig neue Wege der Erkundung. Aber das ist noch nicht alles: Das Spiel enthält mehr als doppelt so viele Sammelobjekte wie Pikmin 2 und feiert das Comeback von Schätzen aus allen vorangegangenen Teilen.
Als besonderes Bonbon enthält das Spiel sogar ein Mini-Remake von Pikmin 1, in dem wir mit Olimar erneut seine 30 Raumschiffteile zusammensuchen können. Die schiere Vielfalt und Fülle an Inhalten garantieren stundenlangen Spielspaß. Pikmin 4 ist seit dem 21. Juli 2023 für Nintendo Switch zum Preis von 59,99 EUR (UVP) erhältlich.
Wer sich noch nicht sicher ist, ob er das Spiel kaufen möchte, kann sich im eShop die Demo herunterladen und sich selbst vom Spiel überzeugen. In der Demo kann die gesamte erste Welt erkundet werden. Der Demo-Spielstand lässt sich anschließend in die Vollversion übertragen. Zusätzlich kann man mit dem Abschluss der Demo ein niedliches Otschin-Kostüm für das Mobile-Game Pikmin Bloom freischalten.
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Fazit
Pikmin 4 erreicht sein Ziel, ein zugängliches und unterhaltsames Spielerlebnis für alle zu bieten, auch für diejenigen, die neu in die Reihe einsteigen. Auch wenn ein anpassbarer Schwierigkeitsgrad eine willkommene Ergänzung wäre, gibt es doch die eine oder andere Herausforderung im Spiel. Die Steuerung könnte in einem potenziellen Nachfolger ebenfalls noch verfeinert werden, allerdings werden diese Mängel durch die positiven Aspekte mehr als ausgeglichen.
Das Spiel beeindruckt durch seine herausragende Atmosphäre und den verhältnismäßig großen Umfang. Sowohl die visuellen als auch spielerischen Elemente sorgen für ein abwechslungsreiches und tiefgehendes Gameplay. Insgesamt stellt Pikmin 4 ein unterhaltsames und lohnenswertes Abenteuer für jeden Nintendo-Switch-Besitzer dar.
Kurzfazit
Dank des großen Umfangs und des angenehmen Schwierigkeitsgrads ist Pikmin 4 der perfekte Einstieg in die Spielereihe. Aber auch Veteranen kommen auf ihre Kosten.
Bilder: © 2023 Nintendo
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